Bei dem Gedanken „einmal um die Welt“ zu reisen, denken viele zunächst einmal daran die Welt von Ost nach West oder eben andersherum zu bereisen. Dieses kann man sich bei einer Weltkarte, die vor einem ausgebreitet ist, auch noch ganz gut vorstellen. Allerdings ist die Welt ja nicht nur in Breitengrade, der bekannteste der Äquator, sondern eben auch in Längengrade unterteilt. Und genau um einen solchen geht es bei der Reise um die Welt im Klimahaus in Bremerhaven. Genauer um genau 8 Grad Ost.
Dies ist der Längengrad auf dem Bremerhaven liegt und dieser wurde zum Anlass genommen um genau diesen Längengrad herum eine Ausstellung, mehr eine interaktive Reise zu gestalten, auf der man die verschiedensten Länder, Menschen und Klimazonen kennenlernen kann. Der besondere Fokus liegt in der Ausstellung auf den Menschen, die an ausgewählten Orten entlang des Längengrades leben. An jeder Station kann man in die entsprechenden Lebensumstände, Historie und Besonderheiten eintauchen und lernt dabei quasi ganz nebenbei etwas darüber, wie diverse Dinge auf der Welt zusammenhängen. Insbesondere das Klima.
Insgesamt bereist man auf dieser Weltumrundung neun Orte und lernt an jedem Ort eine Familie oder zumindest eine Person kennen, die dort lebt. Die ganze reise ist auch insbesondere für Kinder sehr interessant gestaltet, da es überall etwas zu entdecken gibt. Die Ergebnisse dieser Entdeckungen können die Kinder in einem Reisepass festhalten, der auch in jedem Land abgestempelt werden kann. So hat man auch gleich etwas zur Gedächtnisstütze.


Die Reise startet
Die Reise erzählt die Geschichte von Axel, der sich vornimmt dem Längengrad 8 Grad Ost zu folgen und startet dementsprechend am Bahnhof in Bremerhaven. Die erste Station fungiert auch zur Erklärung des Konzeptes der Ausstellung und zeigt schon hier mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Die erste Station der Reise ist die Schweiz. Wir folgen also dem Längengrad von Nord nach Süd und man hat ein wenig das Gefühl in Zug zu sitzen, wenn man über die Gleise zur Schweiz wandelt und an der Wand alle möglichen Städte gezeigt werden, die ebenfalls auf dem Längengrad liegen als würde man mit dem Zug vorbeifahren. In der Schweiz angekommen liegt der Fokus auf der Bergwelt und den Gletschern. An verschiedenen Stationen werden diese Themen erklärt und man kann sogar durch einen „echten“ Gletscher wandern. Zumindest sind die Wände hier aus Eis. Und sobald man sich durch diese eisige Höhle begeben hat, geht es auch schon in Richtung des nächsten Ziels auf dieser Klimareise entlang von 8 Grad Ost.


Weiter geht es nach Sardinien
Es geht nach Sardinien. Zur Einstimmung und Weiterreise gibt es eine Art Verbindungsraum in dem wir interaktiv auf die Größe von Insekten geschrumpft werden. Denn das ist das vorherrschende Thema an dieser Reisestation. Hier kommen auch erstmals lebende Exponate mit ins Spiel und wir lernen viel über die Insekten und wie sie mit den Folgen des Klimawandels umgehen. Geckos, kleine Echsen, Grillen und auch kleine Schlangen können bewundert werden. An einer Stelle wird auch der Schmetterlingseffekt wunderbar verständlich erklärt. Und auch hier treffen wir eine Familie und lernen sie und ihre Lebensweise auf Sardinien kennen. Spannend fand ich an dieser Stelle, dass der jährliche Niederschlag nur wenig geringer ist als in Bremerhaven. Dennoch hat Sardinien immer mehr mit Trockenheit und Dürre zu kämpfen. Einfach aus dem Grund, dass der Niederschlag sich auf wesentlich weniger Tage im Jahr verteilt als in Bremerhaven.


Immer weiter Richtung Süden
Von Sardinien aus folgen wir dem Längengrad immer weiter in Richtung Süden und treffen auf ein Tuareg Mädchen im Niger, der nächsten Station. Und auch wenn die Temperaturen lange nicht an die original dort vorherrschenden herankommt, merkt man auch im Klimahaus, dass es wärmer wird. Im Niger ist es einfach heiß und trocken und das lernt man hier kennen. Man lernt aber auch, wie die dort lebenden Tuareg mit diesem Extrem zurechtkommen und sich daran angepasst haben. Dies wird sehr anschaulich gezeigt, sowohl visuell wie auch andersartig interaktiv.
Nach der trockenen Hitze im Niger geht es nun weiter in Richtung Tropen. Wir bleiben noch auf dem afrikanischen Kontinent und reisen weiter nach Kamerun. In Kamerun konzentriert sich die Ausstellung auf den Regenwald, genauer auf einen der ältesten Regenwälder auf diesem Planeten, geschützt in einem Nationalpark. Wir treffen hier den Chief von Ikenge und lernen auch hier Sitte und Gebräuche wie auch die Lebensweisen in Kamerun kennen. Wir bekommen auch die Möglichkeit eine Regenwaldwanderung bei Nacht zu unternehmen. Im zweiten Kamerunabschnitt gibt es ein großes Süßwasser Becken in dem sich viele verschiedene Fische tummeln und welches man über eine Hängebrücke auch überqueren kann.


Nach einer so weiten Reise ist erst einmal Stärkung angebracht und genau dazu gibt es an dieser Stelle die Möglichkeit von der Reiseroute auszuscheren und im Restaurant einen kleinen Snack und etwas zu trinken zu sich zu nehmen. Die Speisen größtenteils vegan und mit lokalen Lebensmitteln hergestellt halten sich die Preise in Grenzen und man kann sich wunderbar für die folgenden Abschnitte stärken. Und das ist auch nötig, denn noch haben wir nicht einmal die Hälfte der Erdumrundung geschafft. Das aber erledigen wir mit der nächsten Station, denn dort geht es ins ewige Eis, in die Antarktis.

Auf in die Kälte
Und hier wird das dann wirklich einmal kalt, denn wir durchqueren eine Kühlkammer mit Minustemparaturen und bekommen zumindest einen kleinen Eindruck vom vorherrschenden Klima. Der Fokus liegt auf der Erforschung der Antarktis, insbesondere am Beispiel der Neumeyer Forschungsstation vom Alfred-Wegener-Institut, welches sich direkt gegenüber dem Stellplatz befindet, auf dem wir übernachtet haben. Wir befinden uns schließlich in einer der Röhren der ersten Forschungsstation und lernen einiges über die Forschung und die Forscher kennen, die auch über den Winter auf der Station bleiben und hier forschen.

Über eine Himmelsleiter und durch einen wunderbaren Sternenhimmel landen wir dann schon an unserem nächsten Ziel. Es geht in die Südsee auf die Insel Samoa. Und jetzt mal ganz ehrlich, wer hätte gedacht, dass Samoa auf dem gleichen Längengrad liegt wie Bremerhaven oder Frankfurt am Main?
Die Tropeninseln
Auf Samoa geht es viel um Wasser und das Inselleben, welches für die jungen Einwohner Samoas offensichtlich nicht so paradiesisch ist, wie wir uns das immer vorstellen. Aber auch hier ist viel grün, also tropisches Antlitz im Bereich der Südsee. Außerdem sind die Bewohner Samoas sehr religiös, daher wurde auch eine kleine Kirche nachgebaut. Ein weiteres Thema auf der Südseeinsel sind die oftmals vorkommenden Tropenstürme und die Zerstörung, die diese immer wieder anrichten. Aber auch die wunderbare Unterwasserwelt kommt nicht zu kurz und in verschiedenen Aquarien kann man unterschiedlichen Fischen sehr nah kommen.





Alaska
Die Reise entlang des Längengrades 8 Grad Ost führt im Anschluss weiter nach Alaska. Dies ist ein klarer Gegensatz zu Samoa, aber auch hier hat man es wunderbar hinbekommen die Lebensumstände darzustellen. Die Tierwelt und die Natur sind hier natürlich komplett anders aber für die Kinder gibt es in Alaska ebenso viel zu entdecken.
Die Hallig
Auf dem Weg zurück nach Bremerhaven folgt im Anschluss an Alaska noch der Halt auf der Hallig Langeneß. Hier stehen eindeutig die unglaublichen Kräfte der Nordsee iim Vordergrund und welche Herausforderungen diese an die Bewohner einer Hallig stellen. Insbesondere in früheren Zeiten.

Die Hallig ist ein gelungener Schlusspunkt einer unglaublichen Reise um die Welt, mitten in Bremerhaven. Die Ausstellung ist abwechslungsreich und interessant, insbesondere auch für Kinder, gestaltet und man kann sich in den einzelnen Stationen der Reise durchaus verlieren und schöne Details finden. Und ganz nebenbei lernt man auch noch wissenswertes über die verschiedenen Klimazonen und welche Herausforderungen eine jede dieser Klimazonen an die Bewohner stellt und über die Lebensweisen der verschiedenen Kulturen, die man auf dieser Reise trifft.
Ein Besuch im Klimahaus ist daher definitiv zu empfehlen, insbesondere auch mit Kindern und ich gehe davon aus, dass wir noch ein weiteres Mal diese Reise unternehmen und dann auch neue Dinge kennenlernen werden.
Das Klimahaus selbst bietet auch neben der dauerhaften Ausstellung immer wieder wechselnde Sonderausstellungen und bietet von der Dachterrasse einen tollen Blick über Bremerhaven. Im obligatorischen Shop am Ausgang kann sich dann noch mit diversen Souvenirs eindecken.
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[…] noch nicht überlaufen und wir können die Ausstellung in aller Ruhe genießen. Dazu gibt es aber hier einen eigenen […]